Baby Abstillen

Ein neues Zeitalter bricht heran – ohne Brust
Doch wann du oder dein Baby abstillst ist so individuell wie ihr beiden es seid!

Was bedeutet Abstillen?

Abstillen ist ein Prozess. Das Wort Abstillen beschreibt den Vorgang, wenn du anfängst, deinem Baby nicht mehr nur ausschließlich Muttermilch zu geben, bis dahin, dass die Muttermilch vollständig durch Formularnahrung, Lebensmittel und Getränke ersetzt wird. Je nachdem wie alt dein Baby nun ist und was der Grund für das Abstillen darstellt, unterscheiden sich die Vorgänge voneinander.

Wie lange soll ich stillen?

Aber wie lange ist denn Stillen auch das richtige für euch beide? Drei Monate oder sechs, ein Jahr oder gar mehrere? Die World Health Organisation empfiehlt momentan (stand Oktober 2022) sechs Monate voll zu stillen und dann bis mindestens zum zweiten Geburtstag, neben anderer Nahrungsaufnahme, weiter zu stillen.

Je länger du dein Baby stillst, desto mehr geht es dann um das Stillen des Sicherheits- und Nähebedürfnisses und nicht mehr unbedingt um Stillen als Nahrungsaufnahme.

Dabei spreche ich von Babys die mindestens sechs Monate bis ein Jahr sind. Dies bedeutet aber im gleichen Zuge nicht, dass das Abstillen deshalb einfacher verlaufen wird. Vielmehr geht es zu jeder Zeit darum, dass du und dein Kind den für euch richtigen Zeitpunkt findet, euch voneinander zu lösen. Oft fällt in diesem Zusammenhang auch der Begriff responsives Stillen, was das Gegenteil von Stillen nach Zeitplan ist.

Responsives Stillen ist Stillen nach Bedarf von Mama und Kind und schließt, zusätzlich zur Nahrungsaufnahme, die Wichtigkeit des Stillens als Nähe-Kommunikations- und Sicherheitsmittel mit ein.

Im ersten Moment ist dennoch beim Abstillen oft eher der Gedanke vorhanden, wann das Kind dazu bereit ist, die Mutter nicht mehr so sehr zu brauchen. Es ist aber auch so, dass wir als Mamas uns gar nicht lösen wollen und dies auch nicht unbedingt müssen, solange unser Kind auch noch stillen will- und sei es nur einmal vor dem Zu-Bett-Gehen.

Du solltest oder musst NICHT abstillen wenn…

  • … dein Kind demnächst oder seit kurzem fremdbetreut wird
  • … es gerade zahnt oder krank ist oder in einem Entwicklungsschub steckt
  • … es sich für dich nicht richtig anfühlt, egal was andere dazu sagen
  • …du erneut schwanger bist oder bereits ein Geschwisterchen geboren hast

In deutschsprachigen Ländern ist noch immer fest verankert, dass eine Mama dann spätestens abgestillt haben sollte, wenn das Kind fremdbetreut wird, und das ist meist um den ersten Geburtstag. Hier ist es aus meiner Erfahrung aber besonders wichtig, nicht abgestillt zu haben. Denn eine Fremdbetreuung ist für ein Kleinkind eine emotional sehr herausfordernde Situation und wie schön ist es da, wenn ihr beiden den Sicherheitstank durch Stillen in der gemeinsamen Zeit wieder füllen könnt. Ja, auch wir Mamas vermissen unsere Kinder oftmals sehr, trotz der Freude über neue Freiheiten, und sind dankbar über diese intime Nähe, die uns das Stillen bietet. Außerdem ist das Stillen eine wichtige gesundheitliche Grundlage, wenn in der Fremdbetreuung allerhand neuer Keime unterwegs sind. Deine Muttermilch enthält immunfördernde Inhaltsstoffe, die stark ansteigen, wenn dein Kind krank ist. In anderen Ländern auf der Welt, liegt das Abstillalter bei durchschnittlich 4 Jahren.

Ab diesem Zeitpunkt sind unsere Kinder fähig, mit Gefühlen aller Art auch „allein“ klarzukommen. Der Zusammenhang von Nuckeln als Kompensationsmöglichkeit spielt dabei eine wesentliche Rolle. Und als Ersatz fürs Nuckeln wurde von jedem Kind in den vorherigen 4 Lebensjahren einzigartige Strategien entwickelt. Auch Kinder, die schon früher abgestillt wurden und einen Schnuller oder ein anderes Nuckelhilfsmittel besitzen, lassen dieses um den vierten Geburtstag meist problemlos und ganz von alleine los und setzen ihren Weg in die Welt mit anderen Strategien fort. Auch Forschungen haben gezeigt, dass im Hinblick auf die Zahnentwicklung und Körpergewicht, im Vergleich mit anderen Primaten, das natürliche Abstillalter bei circa vier Jahren liegt. Das Abstillen, außer bei medizinischer Indikation, soll immer ein Prozess sein, für beide Seiten handelbar. Es sollte niemals wegen Druck von außen geschehen, wenn es sich für dich als Mama nicht richtig anfühlt. Ihr habt nur diese eine Stillbeziehung, also koste sie aus, und sei gewiss, dass auch die Durststrecken eurer Stillbeziehung wieder vorüber gehen werden. Denn die gibt es und das ist, wie in jeder Beziehung, normal und auch gesund, um sich neu zu formieren.

Frau Stillt ihr Baby - Richtig abstillen

Darf weiter gestillt werden wenn bereits ein neues Baby unterwegs oder schon geboren ist?

Auch wenn du wieder schwanger bist bedeutet das keineswegs, dass du zwingend abstillen musst. Wenn du jedoch sehr empfindliche Brustwarzen in der Schwangerschaft bekommen solltest, kann dies sehr unangenehm sein und nicht mehr tolerierbar für dich. Wichtig zu wissen ist zudem, dass sich die Zusammensetzung deiner Milch besonders in den letzten Wochen der Schwangerschaft ändert und sich auf die neue Stillzeit mit Neugeborenem einstimmt. Manchen Kindern schmeckt die Milch dann einfach nicht mehr und sie können auch weicheren Stuhlgang oder Durchfall bekommen.

Dein Körper leistet auch in dieser 3-er Beziehung grandioses, denn er passt sich immer an das kleinste Lebewesen an: deinem (ungeborenen) Baby.

Also hab keine Sorge dass dein Ungeborenes zu kurz kommt und nicht mit den richtigen Nährstoffen versorgt wird, wenn du dein großes Kind weiter stillst.

Die erste Milch (das Kolostrum) nach der Geburt gehört dem Neugeborenen!

Das Tandem-Stillen von 2 oder mehreren Kindern ist eine wundervolle Art des Beziehungsaufbaus zwischen den Geschwistern und wird sehr genossen. Solange deine körperlichen Kräfte es zulassen und es dir nicht zu viel ist, darfst du gerne Tandem-Stillen. Dein Neugeborenes hat immer Vorrang, denn hier geht es schlicht auch um die Ernährung, das Wachsen und Gedeihen und somit das Überleben dieses kleinen Menschleins.

Je nach Alter des großen Stillkindes kannst du Regeln fürs Stillen erstellen, zum Beispiel dass es nur am Abend und Morgen mitstillen darf, oder wenn der kleine Bruder bereits satt ist etc.

Abstillen sollte immer….

  • … von dir oder deinem Kind gewollt sein
  • …ohne Druck geschehen
  • …in eurem Tempo stattfinden

Was ist der Unterschied zwischen primärem und sekundärem Abstillen?

Zu unterscheiden ist in der Definition und Vorgehensweise das primäre Abstillen und das sekundäre Abstillen.

Primäre Abstillen

Beim primären Abstillen ist meist schon vor der Geburt, spätestens aber mit der Geburt, klar, dass du nicht stillen kannst oder willst. In diesem Falle ist der Begriff „Abstillen“ etwas irreführend, da ja noch nicht mit dem Stillen begonnen wurde. Bei dieser Art des Abstillens geht es darum, die automatischen, hormonellen Abläufe zu verhindern, die durch die Geburt den Milcheinschuss auslösen. Gründe für das primäre Abstillen können eine Drogen-, Medikamenten- und Alkoholabhängigkeit sein, schwere Vorerkrankungen, aber auch wenn dein Baby tot zur Welt kommt oder du es zur Adoption freigeben wirst. Bei einer Galaktosämie deines Babys kann es die in der Milch enthaltene Galaktose durch den Enzymdefekt nicht abbauen und ist auf spezielle dafür hergestellte Milch angewiesen- Stillen ist deshalb leider nicht möglich. Ein weiterer Grund ist, dass du für dich selbst entschieden hast, nicht stillen zu wollen. Wenn dies für dich schon vor der Geburt eine Option ist, zum Beispiel aufgrund einer negativen vorherigen Stillerfahrung, lasse dich von einer Hebamme oder einer Stillberaterin ausführlich in der Schwangerschaft beraten. Oftmals helfen Gespräche, um alte Erfahrungen zu verarbeiten und sich doch für einen neuen Stillversuch zu entscheiden. Und dieser ist dann häufig ganz entspannt und bringt eine versöhnende Stillerfahrung mit sich. Wenn primäres Abstillen notwendig ist, bekommst du direkt nach der Geburt ein Medikament, dessen Wirkstoff die Bildung von Prolaktin hemmt.

Was sind die milchhemmende Maßnahmen fürs primäre Abstillen?

Zusätzlich dazu kannst du milchhemmende Maßnahmen ergreifen, wie das Trinken von Salbeitee oder Pfefferminztee, oder mit homöopathischer Unterstützung von der Kermesbeere „ Phytolacca D1, D2 oder D4“. Die Potenz D1 ist dabei am wenigsten verdünnt, D4 am stärksten. Die Einnahme erfolgt alle 3 Stunden mit je 3 Globuli. Die Kermesbeere kannst du selbstverständlich nicht nur für das primäre Abstillen, sondern auch das sekundäre Abstillen nutzen. Halte vor der Einnahme nochmals Rücksprache mit deiner Hebamme oder deinem Homöopathen.  Kalten Wickel für die Brust und ein enganliegender BH verhindern zusätzlich den Milcheinschuss. Meist ist nach ein paar Tagen das primäre Abstillen abgeschlossen und viele Frauen spüren keinen Milcheinschuss.

Sekundäre Abstillen

Das sekundäre Abstillen ist per Definition dann, wenn ihr eure Stillbeziehung schon gestartet habt, ganz unabhängig von der Länge euer Stillbeziehung und dem Alter deines Kindes, und nun nicht mehr ausschließlich stillt. Aber hier ist der Prozess und auch die Folgen des Abstillens ganz unterschiedlich. Denn ein drei Monate altes Baby braucht noch alle Mahlzeiten als Milchmahlzeiten, während ein Kind mit 3 Jahren ohne Ersatznahrung abgestillt werden kann. Mit der Beikost startet spätestens das Abstillen und kann sich über Jahre ziehen. Dennoch ist in den folgenden Monaten die Muttermilch die Hauptnahrungsquelle und die Beikost trägt einen kleineren Teil zur Ernährung bei und wird nach und nach immer größer. Klassischerweise fangen Babys mit circa 6 Monaten an, sich für andere Nahrung zu interessieren, nehmen mit der Beikost in den ersten Monaten dennoch meist wenig Nahrung auf, sondern erforschen und entdecken diese farbigen und so anders schmeckenden Dinge mit allen Sinnen. Um den ersten Geburtstag isst dein Baby dann eine größere Menge und du stillst es im Anschluss nicht mehr- eine Stillmahlzeit wurde also ersetzt. Diese sanfte und schrittweise Änderung ist sowohl für deine Brust wohltuend, als auch für den Körper deines Kindes. Ein zu schneller Wechsel kann zu Brustentzündung, Mastitis und auch massiven Verdauungsproblemen bei deinem Baby führen.

Beim Abstillen geht es also sowohl darum, dass dein Kind weniger Muttermilch zu sich nimmt, als auch darum, deinem Körper zu signalisieren, die Milchproduktion zu verringern und schließlich ganz einzustellen. Es ein beidseitiger Prozess, der sowohl körperlich als auch emotional herausfordernd sein kann.

Abstillen als Familienprojekt:

  • Immer in körperlichen und emotionalem Kontakt sein, viel erklären und kuscheln
  • Langsames und intuitives Abstillen nach Möglichkeit dem schnellen Abstillen vorziehen
  • Den Partner mit einbeziehen und diesen in der Übergangszeit die Flasche geben lassen ( immer in einer Stillposition mit viel Nähe zum Kind)
  • Selbstfürsorge für deine Brust und deine Seele – schenk dir etwas Gutes
  • Achte gut auf die Verdauungssignale deines Kindes und checke so, ob es mit dem Wechsel gut klar kommt

Doch wie sieht das Abstillen nun ganz konkret aus?

Wenn dein Baby jünger als 6 Monate ist:

Musst du die Stillmahlzeiten durch Flaschennahrung ersetzen. Im ersten Jahr braucht dein Baby ausschließlich Pre-Milch. Beginne mit einer Mahlzeit pro Tag und wähle eine Mahlzeit, bei der dein Kind gute Laune hat. Für dein Baby ist es einfacher, wenn dein Partner das Geben der Flasche übernimmt, da dein Baby deine Nähe und die Muttermilch riechen kann und deshalb vielleicht nicht einverstanden mit dem Wechsel der Milch ist. Auch das Saugen an einem Sauger oder der Geschmack der Formularmilch kann manch ein Baby verwirren oder sogar richtig wütend sein lassen. Habe hier viel Geduld, erzwinge nichts und gewöhne es zuerst mit abgepumpter Milch in der Flasche an den Silikonsauger, bevor du dann zu Formularmilch über gehst. Auch mit der Flaschennahrung darf dein Baby selbst bestimmen wieviel es trinken möchte und ihr solltet keinem „Fütterungsplan“ folgen, sondern den Bedürfnissen deines Babys. Deine Brust hat sich daran gewöhnt, eine bestimmte Menge an Milch zu produzieren und kann dies nicht von heute auf morgen einfach abstellen. Daher ist es wichtig, dass du in regelmäßigen Abständen Milch abpumpst oder ausstreichst, um einem Milchstau vorzubeugen. Welche Variante du wählst, ist dir überlassen. Wichtig dabei ist nur, dass du nur so viel Milch entleerst, dass die Brust sich wieder entspannt anfühlt und du bestenfalls danach direkt kühlst. So wird die Milch nach und nach weniger. Wenn du jedoch zu viel Milch abpumpst, ist dies ein Zeichen für den Körper, die Produktion wieder zu steigern. Am Anfang werden deine Brüste schnell voll und empfindlich sein, das reguliert sich jedoch meist innerhalb von ein paar Tagen. Du kannst in dieser Zeit auch zu Schmerzmitteln greifen, um die Beschwerden etwas zu lindern. Nachdem sich deine Brüste nun an die neue Situation gewöhnt haben, kannst du eine weitere Stillmahlzeit ersetzen. Und so machst du weiter, bis dein Baby ausschließlich Formularnahrung über die Flasche bekommt. Eine Mischung über einen längeren Zeitraum, also ein teilweises Abstillen, ist auch möglich. Dazu könntest du zum Beispiel nur nachts stillen und tagsüber die Flasche geben, oder die Nahrungsquellen auch abwechselnd nutzen. Dies kommt ganz auf den Grund und deine persönliche Situation an.

Ist dein Baby älter als sechs Monate:

Setzt der Abstillprozess von ganz alleine ein und wird als natürliches Abstillen bezeichnet (baby-led-weaning). Je mehr Beikost dein Baby zu sich nimmt, desto weniger Muttermilch benötigt es und ganz natürlich verringert sich deine Milchmenge ohne Probleme, wie einem Milchstau. Möchtest du diese Start nutzen, um ganz abzustillen, ist das Vorgehen gleich, wie bei einem Baby das jünger als sechs Monate ist. Der Unterschied ist jedoch, dass einige der Mahlzeiten nicht durch Formularnahrung sondern gezielt durch Beikost ersetzt werden. Oft wird das Wegdrehen des Kopfes, Wegdrücken der Brust oder gar Schreien an der Brust so gedeutet, dass dein Baby nicht mehr gestillt werden möchte. Diese Verhalten weist jedoch auf einen Stillstreik hin. Dein Mutterinstinkt wird dir sicher sagen, wann dein Baby wirklich nicht mehr stillen möchte. Bei einem Stillstreik ist dein Baby ungefähr 3 Monate bis 10 Monate alt. Das Brustschimpfen ist auf die starke Entwicklung zu diesen Zeiten zurückzuführen, denn dein Baby nimmt zunehmend die Umwelt wahr und muss alles Erlebte verarbeiten. Auch das Zahnen spielt oft eine Rolle, dann ist zeitweise Stillen für dein Baby einfach schmerzhaft und ein paar Tage die Milch ausstreichen oder abpumpen und mit einem Löffelchen einflößen, hilft. Danach kannst du wie gewohnt weiter stillen. Überwiegend tritt die Unzufriedenheit eines Stillstreiks am Tage auf, wohin gegen in den Nächten das Stillen problemlos ist. Diese Tatsache lässt vermuten, dass dein Baby tags beim Stillen abgelenkt ist und sich nicht darauf konzentrieren kann. Wenn in der Nacht dann keine Reize von außen auf dein Baby einprasseln, kann es die Milchmenge, die es tagsüber nicht getrunken hat, nachholen. Das bedeutet für dich als Mama oft sehr stillreiche Nächte. Du kannst dein Kind tagsüber zum Stillen „abschirmen“ und es in einem ruhigen und abgedunkelten Raum stillen, in der Trage ist oder auch im Halbschlaf, um dem so etwas entgegen zu wirken. In Phasen besonderer emotionaler Herausforderungen und Entwicklungen braucht dein Kind vor allem eines: dich, deine Nähe und deine Geduld und Liebe! Bei langanhaltendem Stillstreik ist es wichtig, anderen Stillprobleme, wie eine nicht ausreichende Milchbildung, auszuschließen. Tritt deshalb in Kontakt mit deiner Hebamme oder einer Stillberaterin.

Kleinkind isst eine Karotte / Beikost

Bei älteren Kleinkindern und Kindern:

Kannst du auch viel erklären, alles altersgerecht, warum ihr nun abstillt und zusammen überlegen, für was das Stillen steht, zum Beispiel wenn sich dein Kind weh getan hat, als Trostspender. Welchen Ersatz könnte also deinem Kind Trost spenden, mit dir oder auch ohne dich? Geht immer wieder ins Gespräch und überlegt euch Strategien für unterschiedliche Situationen, in denen ihr sonst stillen würdet. Auch der nächtliche Hunger bei Kindern unter zwei Jahren ist nicht zu vernachlässigen. Das Gehirn erfährt viel Wachstum und benötigt auch in den vielen nächtlichen Stunden Energie dafür. Mit einem geeigneten, zuckerfreien Mitternachtssnack kannst du hier Abhilfe schaffen.  Nach und nach wirst dann sowohl du als auch dein Kind zu diesen Strategien und Hilfsmitteln greifen anstatt zur Brust. Ihr könnt so in Kontakt zueinander ganz sanft und liebevoll zusammen abstillen. So wird das Abstillen kein Trauma für einen von euch beiden.

Und was mache ich bei Dauernuckeln in der Nacht?

Wenn dein Kind nachts viel stillen muss und die Nächte dadurch für dich sehr anstrengend werden, kannst du dir „Das sanfte Schlafprogramm“ von Dr. Jay Gordon einmal genauer anschauen. Dies ist gedacht für Kinder die mindestens ein Jahr alt sind, besser älter, und die mehrere Stunden ohne Nahrung auskommen können. Er hat mit seinem Programm das Ziel, dem Kind die Brust nicht direkt ganz entziehen, sondern schlägt eine Stillpause von 7 Stunden in der Nacht vor, in der die Mama Zeit für erholsamen Schlaf hat. Natürlich kannst du auch weniger oder mehr benötigen, aber 7 Stunden Schlaf ist für die meisten Menschen eine gute Länge. Lege nun fest, welche 7 Stunden in der Nacht für dich die wertvollsten sind ( z.B. von 23.00 bis 6.00). Der nächste Schritt ist , dass du deinem Kleinkind von deinem Plan erzählst, auch wenn es noch nicht in der Lage ist, diesen ganz zu verstehen. Bis 23.00 stillst du nun dein Kleinkind, wenn es aufwacht, immer wieder in den Schlaf. Ab 23.00 stillst du es zwar, aber legst es kurz vor dem Einschlafen ins Bett. Dein Kind wird das zuerst richtig blöd finden und das auch kund tun – das darf es und du darfst es liebevoll in seinem Ärger begleiten. Du bleibst bei ihm und lässt es auf keinen Fall alleine. Irgendwann wird es einschlafen und du auch. Bis 6.00 ist dies nun eure neue Strategie, ab 6.00 kannst du es auch wieder in den Schlaf stillen. Dieses Muster haltet ihr beide nun weitere drei Nächte durch, wenn es sich für dich besser anfühlt als der nächste Schritt, auch länger. Dieser ist nämlich, dass du in den 7 Stunden nicht mehr stillst, sondern dein Kleinkind nur durch Kuscheln, Tragen und Singen beruhigst und zum Einschlafen bringst. Das ist eine große Herausforderung und dem Weinen zuzuhören mit dem Wissen, es direkt beenden zu können, sehr schwer. Nach ungefähr drei Nächten mit diesem Schema wird es richtig ernst und du nimmst in den folgenden Nächten dein Kind nicht mehr auf den Arm, sondern beruhigst es im Liegen durch Streicheln und Singen. Das ist der letzte Schritt, der oft besser funktioniert, als die beiden vorherigen. Eine Erfolgsgarantie gibt es bei dieser Methode nicht und es ist auch nicht für jede Familie der richtige Weg. Wenn sich diese Strategie an irgendeiner Stelle nicht mehr richtig für euch anfühlt, dann breche sie ab und fühle, was für euch ein besserer Weg ist. Für mich persönlich stellt die Gordonsche Methode einen Mittelweg dar, vor allem wenn du am Rande deiner Kräfte durch wache Nächte bist. Ich selbst habe öfter die Erfahrung mit meinen Kindern gemacht, dass, sobald ich über eine Änderung des Stillablaufes oder das Abstillen nachgedacht habe, die Nächte wieder besser geworden sind. Wahrscheinlich einfach deshalb, weil ich meine Aufmerksamkeit darauf und auf mein Kind gerichtet habe.

Das plötzliche „Notfall-Abstill-Programm“:

Eine besondere Form, die viel Einfühlungsvermögen und Verarbeitungszeit verlangt, ist das schnelle und plötzliche sekundäres Abstillen, zum Beispiel auf Grund einer Erkrankung, bei der du Medikamenten einnehmen musst, die nicht mit dem Stillen zu vereinbaren sind. Das Abstillen in einer solch eh schon herausfordernden Situation ist alles andere als leicht und oft auch mit vielen Tränen verbunden. Hier gilt, auch ein besonderes Augenmerk auf deinen Körper zu haben, da ein schnelles Abstillen oft auch zu Brustentzündung und Mastitis führen kann. Der Ablauf des Abstillens ist hier derselbe, wie beim langsamen Abstillen, jedoch gebündelt und daher auch belastender. Besprich dich unbedingt mit deinem betreuenden Arzt, ob du deinem Kind die entleerte Muttermilch mit der Flasche zu trinken geben darfst oder auch zur Pflege nutzen kannst oder ob sie aufgrund der Medikamente, die du einnimmst, verworfen werden muss. Wenn das Abstillen hier innerhalb kürzester Zeit von Statten gehen muss, benötigst du eventuell medikamentöse Unterstützung in Form von Prolaktinhemmern, die die Milchbildung stark hemmen. Verfolge jedoch zusätzlich auch die anderen Abstillmaßnahmen um einen erneuten Milcheinschuss zu verhindern und einen sogenannten Rebound-Effekt zu haben, bei dem die Milch wieder zu fließen beginnt.

Friere abgepumpte oder ausgestrichene Muttermilch in Eiswürfelbehälter ein und gebe in jedes Badewasser ein paar Eiswürfel zur Hautpflege hinzu.

Wie weiß denn unser Körper eigentlich, dass er mit der Milchproduktion aufhören soll?

Wenn du dein Baby nicht mehr stillst, wir dies deinem Körper durch den Feedback Inhibitor of Location, kurz FIL, gemeldet. Dieser sendet ein Signal an den Hypothalamus, damit die Produktion von Prolaktin reduziert wird. Je nach Situation und Körper kann es dann aber noch einige Tage bis Wochen andauern, bis die Produktion komplett eingestellt wurde. Das bedeutet, dass du zwar keine Milch mehr in der Brust spürst, jedoch beim Zusammendrücken oder Melken deiner Brustwarze das ein oder andere Tröpfchen zum Vorschein kommen kann.

Wenn du noch stillst und bereits wieder schwanger bist, werden dir viele widersprüchliche Aussagen begegnen.  Und auch das Stillen von 2 Kindern, das Tandem-Stillen, ist möglich und schafft eine besondere Verbindung zwischen den Geschwisterkindern. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass sich deine Milch von den Inhaltsstoffen immer an das jüngste Stillkind anpasst. Dein neugeborenes Baby wird die Nährstoffe über deine Milch bekommen, die es braucht, um gesund wachsen und gedeihen zu können. Für deinen Körper ist das Tandem-Stillen in manchen Phasen sehr zehrend. Achte gut auf dich und deinen Körper. Manchmal hört das Geschwisterkind von selbst während der Schwangerschaft auf zu stillen, da sich der Geschmack der Milch ändert und deinem großen Kind nicht mehr mundet. Deine Brustwarzen können durch die Hormonumstellung in der Schwangerschaft sehr empfindlich werden, weshalb für dich das Stillen unangenehm bis schmerzhaft wird und du den Abstillprozess einleitest. Aber auch eine Unterbrechung für eine bestimmte Zeit ist möglich und dein großes Kind kann dann nach der Geburt wieder zu stillen beginnen. Wenn du schon einmal eine Frühgeburt hattest, vorzeitige Wehentätigkeit oder Blutungen, besprich dich mit deiner Hebamme oder deinem Gynäkologen, ob es sinnvoll wäre, abzustillen.

Selfcare für deinen Körper in der (akuten) Abstillphase und unruhige Nächte:

  • Gönne dir genug Schlaf und nahrhaftes Essen
  • Plane viel Kuschelzeit und Gespräche mit deinem Kind ein
  • Mache ein paar schöne, letzte Stillphotos, vielleicht sogar in Form eines Shootings
  • Lass deinen Tränen und deiner Trauer über das Abstillen bei deinem Partner oder besten Freundin freien Lauf und danke für die Stillerfahrung die du machen durftest
  • Trinke zur Prolaktinreduktion 3 bis 5 Tassen Salbei- oder Pfefferminztee pro Tag ( frisch, getrocknet oder als Teebeutel)
  • Ziehe einen engen BH an, durch weniger Platz hat die Milch keinen „ Raum“ mehr und reduziert sich
  • Kühle deine Brust mit Quarkwickeln oder kalten Salbeiteekompressen
  • Streiche deine Brust sanft aus oder schenke dir eine Brustmassage um überschüssige Milch zu entleeren